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Roundtable-Teilnehmer Weber, Vaupel, Trimborn und Ganko (im Uhrzeigersinn von links oben): „Von neuen Märkten profitieren“

– Systemintegration

Systemintegration: Vom Risikoträger zum Mehrwertanbieter

Dieses virtuelle Roundtable-Interview ist als Gastbeitrag im Sapport Magazin 11/20 erschienen

– abstract

Kurze Entwicklungszeiten, modulare Architekturen und nutzerzentrierte Usability:

Das stellen Banken und Versicherungen in den Mittelpunkt der Betrachtung Ihrer Kund:innen- und Mitarbeiter:innen-Frontends. Dies minimiert einerseits Kosten- und Geschäftsrisiken. Andererseits und vor allem ermöglichen End-to-End-integrierte Systemlandschaften neue digitale Services und Geschäftsmodelle. Wer in der Finanz- und Versicherungsbranche frühzeitig in Informationstechnologie investiert, muss sich fragen: Lassen sich die bestehenden Legacy-Systeme inkrementell weiterentwickeln? Oder lohnt es sich, den Fokus zu wechseln und in die Integration eines Out-of-the-Shelf-Systems zu investieren?

Wie funktioniert der Weg zu End-to-End-integrierten Systemen im Banken- und Versicherungsbereich?

Thomas Weber: Banken und Versicherungen stören sich bei allen Einführungs- und Modernisierungsprojekten an den dafür erforderlichen Umsetzungszeitrahmen und den damit verbundenen Risiken. Dazu zählt etwa die Ungewissheit, ob die erhofften oder versprochenen Vorteile zum Tragen kommen. Oder ob es machbar ist, die langen Produktentwicklungszyklen zu verkürzen. Im Allgemeinen reiben sich die Unternehmen an in der Regel nicht modular aufgebauten Bestandssystemen, die über die Jahre gewachsen sind. Kritisch sind hierbei im Besonderen die nicht-intuitiven und unflexiblen Bedienoberflächen. Fachlich bestimmen diese Oberflächen die jeweiligen Arbeitsschritte – und somit auch technisch die Automatisierungsfähigkeiten.

Alexander Trimborn: Banken und Versicherer hängen nutzerfreundliche Portallösungen und Bedienoberflächen aus marktstrategischen Gründen mittlerweile sehr hoch. Flexible Frontends sorgen für längere Bildschirmzeiten, produzieren geringere Absprungraten und machen die händische Datenerfassung und die Informationsvermittlung für Nutzer:innen bequemer. Smarte Mechanismen wie Collaborative Filtering à la Amazon – „Kund:innen, die Produkt X gekauft haben, haben sich auch für Produkt Y interessiert“ – Bots oder Chat-Funktionen verbessern die User Experience, kurz UX, und die Convenience.

Am Markt setzen Digitalversicherer und Insure Techs die UX-Messlatte mittlerweile sehr hoch …

Trimborn: Zu Recht! Mit UX-Design gelingt es Banken und Versicherungen – aus Kundensicht – ihre zum Teil komplexen Produkte kundenverständlich und handhabbar zu gestalten. Das ermöglicht es herausragende Services zu kreieren.

Michael Vaupel: Oft vernachlässigen Anbieter Usability-Kriterien wie einfache Bedien- und Website-Performance, insbesondere auch bei einem Mobile-First-Ansatz. Performance ist auch für Banken und Versicherungen mittlerweile an anderer Stelle ein Kernthema. Lange Response-Zeiten führen auf Vergleichsportalen zu schlechteren Listings. Das kann direkte wirtschaftliche Wechselwirkungen mit dem realisierbaren Prämienvolumen erzeugen.

Magdalena Ganko: Seit rund 15 Jahren beobachten wir am Markt, dass sich Plattformanbieter und Vergleichsportale – aber auch Google, Apple, Facebook und Amazon – zwischen Endkund:innen und Finanz- und Versicherungsdienstleister schieben – mit mehr Komfortfunktionen, attraktiven Angeboten und auf einem hohen technologischen Niveau. Verschiedene Wege führen aus dieser Commodity-Falle, beispielsweise die aktive Teilnahme am Plattform-Business. Innovative, flexible, wartbare IT-Integrationen, sogenannte System Integration Platforms, helfen dem Finanzbereich, an den neuen Märkten teilzuhaben.

– ROUNDTABLE

Über die Experten

Magdalena Ganko, Chief Product Owner bei IKOR Polska, legt ihr Augenmerk auf den Non-SAP-Bereich.

Alexander Trimborn leitete bis März 2022 bei IKOR den Geschäftsbereich Portallösungen.

Michael Vaupel ist Chief Discipline Manager im Bereich Project Excellence bei IKOR.

Thomas Weber ist seit Januar 2023 IKOR-Geschäftsführer. Zum Zeitpunkt des Interviews führte er in gleicher Position die Geschäfte von IKOR Assurance mit Fokus auf SAP-Integrationen.

Hans-Jürgen von Henning ist Chief Product Owner bei IKOR Finsure.

Kristina Schreiber ist Communications Managerin bei IKOR.

– Fokus

Integration

„Innovative, flexible und wartbare IT-Integrationen – System Integration Platforms – helfen dem Finanzbereich, an den neuen Märkten teilzuhaben“

Was bedeutet es für Fachprozesse und IT-Systeme, wenn sich die Marktstrategien von Banken und Versicherungen immer stärker am Endkunden-Verhalten ausrichten?

Trimborn: Gut aufgestellt sind Banken und Versicherungen dann, wenn sie nicht nur die Schnittstellen zu bestehenden Technologien besetzen, sondern auch die digitalen Kommunikationsprozesse und die damit verbundenen komplexen Interaktionen an den Kundenbedürfnissen ausrichten. Wer es daneben schafft, die IT-Infrastruktur mit smarten Lösungen zu erweitern, Prozesse zu automatisieren, zu skalieren und verschiedene Services auf einer einzigen Plattform zu aggregieren, wandelt sich vom Risikoträger zu einem echten Mehrwertanbieter.

Mehrwerte, smarte Prozesse und API – an welche Schnittstellenbeispiele denken Sie bei diesem Dreiklang?

Ganko: Wir müssen die Schnittstellen zu Policen-, Schadens- und Finanzdaten, zu Partnersystemen – mit Provisions- und Vermittlerdaten –, aber auch zu Anrainersystemen wie Data Warehouses und Marketingsystemen betrachten. Entscheidend ist es hier, wie gut es der IT gelingt, Systeme anschlussfähig zu machen und die Prozesse zu beschleunigen.

Vaupel: Aber bedenken Sie: Genau das kann kritisch werden. Innovative Service-Angebote erfordern es unter anderem, aus den Daten die Informationen zu destillieren, die eine kundenorientierte Servicegestaltung überhaupt erst möglich machen. Moderne, funktional an Domänen ausgerichtete Architekturen tragen zwar hierzu bei. Sie erhöhen jedoch auch die Anforderungen an Performanz und technische Infrastruktur.

Weber: Eine entkoppelte Architektur, im Idealfall aus frei verfügbaren Komponenten aufgebaut, löst das frühere Problem harter Kopplungen auf. Stattdessen greift zum Beispiel die Versicherungs-IT auf den „Best of Breed“ zurück: Smarte, flexibel aufgebaute und leistungsfähige Komponenten docken dabei an hoch skalierbaren und statuslosen Schnittstellen an.

Bild Hans-Jürgen von Henning IKOR Finsure
Hans-Jürgen von Henning: „Festlegen, wie flexibel die Plattformen sein müssen“

– Lösungen

„Eine System-Integrations-Plattform ist ein Ticket für mehr Flexibilität“

In vielen Unternehmen dominieren immer noch Punkt-zu-Punkt-Integrationen. Sie orientieren sich individuell an den jeweils beteiligten Systemen. Hierbei sind enge Kopplungen und eine Verteilung der Integrationslogik entstanden. Doch dies führt zu immer größeren Wartungsproblemen. Immerhin werden hier für die Know-how-Träger aller beteiligten – teilweise bereits sehr alten – Systeme benötigt.

„System-Integrations-Plattformen, kurz SIP, helfen, den Kopplungsgrad der Systeme innerhalb einer Anwendungslandschaft zu reduzieren“, erläutert Hans-Jürgen von Henning, Chief Product Owner bei IKOR Finsure. Zwar sind hierfür Integrationsarchitekturen wie der Enterprise Service Bus (ESB) entwickelt worden – sie zentralisieren die Integrationen mit einer Hub-and-Spoke-Topologie – doch das ist derzeit regelmäßig mit hohen Kosten und dem Einsatz von proprietärer Technologie verbunden.

„Das ist auch einer der Gründe, warum ESB nicht mehr den heutigen – und vor allem nicht länger den künftigen – Anforderungen entsprechen. Moderne Integration zielt vielmehr darauf ab, eine flexible Kooperation der Systeme unterschiedlichster Anbieter zu ermöglichen“, betont von Henning im Hinblick auf Systeme unter anderem von Versicherern, Banken, Vertriebsorganisationen, FinTechs, Vergleichsportalen sowie Kund:innen- und Marktplattformen. Nur über diesen Weg ließen sich neue Geschäftsmodelle tatsächlich realisieren.

Wie gelingt es, dass die Systeme – Stichwort anschlussfähig – tatsächlich miteinander kommunizieren?

Vaupel: Unterschiedliche Systeme – egal ob Kernsysteme wie SAP, im Versicherungsbereich Guidewire oder weitere Lösungen – müssen einen Dialog in der jeweils richtigen Sprache miteinander führen. Ein Enterprise Service Bus oder elegantere Integrationsarchitekturen helfen, technische sowie logische Brüche zu heilen und so einen zentralen, aufwandsarmen Betrieb aufzunehmen.

Umgekehrt gefragt: Woran hakt es in der schnöden Business- und IT-Realität?

Ganko: Es sind ältere, monolithische IT- Systeme, die nicht die Strukturen bieten, mit deren Hilfe eine Branche schnell reagieren kann. Smarte IT-Infrastruktur muss am Backend sicher und stabil und die Gesamtarchitektur offen für neue, andockbare Systeme sein. Nur so gelingt es Banken und Versicherungen, flexible und innovative Produkte auf den Markt zu bringen, eine Informationsarchitektur über verschiedene Medien wie Portale und Apps aufzubauen sowie smarte Vertriebsstrecken zu entwickeln.

Können Sie ein Beispiel für solche Services und andockbaren Systeme nennen?

Trimborn: Telematiktarife ermöglichen über vernetzte Daten und entsprechende Erfassungssysteme Echtzeitanalysen, zum Beispiel im Kfz-Bereich rund ums Fahrverhalten. Die Daten zeichnet das mitgeführte Smartphone über eine App auf und leitet diese Informationen an verknüpfte Systeme weiter. Sensoren helfen bei gewerblichen Transportversicherungen, Erschütterungen, Position, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Container-Schieflagen rund um die Uhr festzustellen. Versicherer können über passende Prozesse und Integrationslösungen in Echtzeit Prämien berechnen und Versicherer und Versicherte damit im Schadensfall sofort handeln.

Viele Anwender:innen hoffen auf Cloud-Lösungen. Ist das berechtigt? Welchen Wertbeitrag leisten sie und wie sicher sind die Anwendungen?

Weber: On-Premises-Systeme müssen immer auf Lastspitzen ausgerichtet sein. Das wird schnell teuer; bei gebotener Kostendisziplin stoßen diese Systeme in Phasen steigender Nutzeranfragen also schnell an ihre Kapazitätsgrenzen. Sichere, skalierbare Cloud-Lösungen fangen genau diese Lastspitzen ab. Sie können über entsprechende Funktionsintegrationen, etwa durch vollintegrierte Software-as-a-Service-Angebote, die Prozesseffizienz verbessern. Sie helfen, die Handling-Kosten pro Service Call über die entsprechende Skalierung zu verringern. Moderne Security-Konzepte und entsprechende Lösungen stellen sicher, dass die bindenden BaFin-Anforderungen abgedeckt werden, etwa in Bezug auf den Datenschutz. (cr)

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Systemintegration: Vom Risikoträger zum Mehrwertanbieter. Das Round-Table-Interview ist im redaktionellen Teil des Sapport Magazin als Gastbeitrag erschienen.

Ansprechpartner

Bild Michael Vaupel IKOR

Michael Vaupel

Chief Discipline Manager
Dock Project Excellence
projectexcellence@ikor.one
+49 40 8199442-0

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Hans-Jürgen von Henning

Partner
Dock Finsure Integration
info-finsure@ikor.one
+49 40 8199442-0

kristina-schreiber

Kristina Schreiber

Communications Manager
Anchor Circle Governance
communications@ikor.one
+49 40 8199442-0

thomas_weber

Thomas Weber

Executive Manager
Dock Assurance
assurance@ikor.one
+49 40 8199442-0

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Magdalena Ganko

Chief Product Owner
Dock Polska
development@ikor.one
+49 40 8199442-0

alexander-trimborn

Alexander Trimborn

ehemaliger Dock Manager
Dock Portals
portals@ikor.one
+49 40 8199442-0

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